Sweet Sixties ist eine langfristig angelegte überregionale Forschungsinitiative, die sich übergreifend mit den Bereichen Kunst, Forschung, Medien und Bildung in Europa, dem Nahen Osten, West- und Zentralasien, Lateinamerika und Nordafrika beschäftigt. Mit spezifischen, experimentell orientierten Kunst- und Forschungsgruppen sowie einzelnen KünstlerInnen, ForscherInnen und Medien untersucht Sweet Sixties verborgene Geschichten oder wenig beachtete kulturelle Verbindungen und Austauschkanäle während der revolutionären 1960er-Jahre.
In den 1960er-Jahren waren die Landschaften und Städte der Protektorate und ehemaligen Kolonien von Indien bis in den Maghreb, von den Sowjetrepubliken bis zu den neuen Staaten der südlichen Hemisphäre vom Geist und den Formen der Moderne getragen – Formen, die sich verwandeln, um sich schließlich im Volkstümlichen aufzulösen. Die Sternkarten, mit deren Hilfe diese künstlichen Welten vermessen werden, dienen häufig dazu, die Grenzen zwischen privaten und öffentlichen Bereichen auszuloten. Eine Welt voller unheimlicher Verlagerungen, verblüffender Gesten, in der die Konstellation des Realen in einer Vielzahl von Doppelformen existiert. Fragezeichen und Abschweifungen gehören zum Bild. Auftauchenden Kommunikationsinstrumenten wird ein Riegel vorgeschoben, noch bevor sie die Chance haben, belanglos zu werden, zu verschwinden und in der Postmoderne zu korrodieren.
In der Atmosphäre der 1960er-Jahre hallt der Geist der Emanzipation wider. Und die neu aufkommenden Kunstlandschaften sind von Doppelagenten unterwandert: diasporische Kulturen bringen ihre Hochschulen mit; die Ströme zwischen dem Sowjetischen, Nord- und Südamerikanischen, Westeuropäischen, Blockfreien etc. sind voller Dialoge, verborgener Pfade und Narrative von Handelsrouten außerhalb der scheinbar stabilen Hegemonien der Blöcke.
Die Geschichten und Geister einer parallelen Avantgarde, deren Silhouetten auf den Wänden des westlichen Kanons noch gefunden werden müssen, sind Thema dieser Publikation.
Diese Publikation ist in der ERSTE Stiftung Bibliothek verfügbar.