Liquidation ist ein interdisziplinäres Projekt zu Fragen der Sichtbarkeit als Antwort auf die häufig unsichtbaren Privatisierungsprozesse. Im Rahmen eines von der New Yorker Kuratorin Sarah Lookofsky entworfenen kuratorischen Konzepts, das sie für Stacion – Center for Contemporary Art Prishtina erstellte, wurden in der Neuauflage der Ausstellung in Zagreb zusätzlich verschiedene Arbeiten kroatischer KünstlerInnen präsentiert, die vom kuratorischen Team der Zagreber Galerie Miroslav Kraljević (Ana Kovačić, Lea Vene und Sanja Sekelj) ausgewählt wurden. Darüber hinaus fungiert das Wiener European Institute for Progressive Cultural Politics als zentraler Projektpartner der im Anschluss an die Ausstellungseröffnung in Zagreb abgehaltenen Konferenz.
Im Stacion – Center for Contemporary Art Prishtina brachte Liquidation eine Reihe von KünstlerInnen aus der ganzen Welt zusammen, deren Arbeiten sich mit Privatisierung in Bezug auf räumliche Erfahrungen auseinandersetzen (John Hawke, Patricio Larrambebere, Fatmir Mustafa, Martha Rosler, Andreas Siekmann). Auf der Grundlage von Erfahrungen mit stillen Privatübernahmen ehemaligen öffentlichen Eigentums erfassen diese KünstlerInnen Bewegungen des Alltagslebens und machen sie kenntlich, im Bestreben, die versteckten Folgen des Privatisierungsprozesses zu beleuchten und ins Bewusstsein zu rücken. Was diese KünstlerInnen trotz ihrer Reaktionen auf unterschiedliche lokale Kontexte vereint, ist das gemeinsame Bemühen, sich mit den Folgen der Privatisierung auseinanderzusetzen und die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren und darüber zu informieren.
Neben den KünstlerInnen, die an der Ausstellung in Prishtina teilnahmen, veranschaulichen Bojan Mucko, Iva Marčetić, Bojan Mrđenović, Rafaela Dražić, Dina Rončević i OUR (Organizacija udruženog rada) sowie ein Künstler aus dem Kosovo, Alban Muja, Reaktionen auf den lokalen Kontext und die Geschichte der Privatisierung. Diese Arbeiten stammen oftmals aus umfangreichen Recherchen bzw. Feldforschung. Das Ergebnis der Recherche ist in vielen Fällen eine Form der Kartierung, ob es sich nun um Fotokartierung baufälliger Hotelkomplexe an der Adriaküste (Bojan Mrđenović) und der zerstörten Industrie in Rijeka (Iva Marčetić) handelt oder um den Versuch, die Prozesse und Folgen der Privatisierung im Rahmen von Studenten-Workshops (Dina Rončević) zu verstehen. Einige Projekte der Ausstellung leiten sich wiederum aus ortsspezifischen Feldforschungen ab, im Rahmen derer Bojan Mucko die Rolle und Methodik des staatlichen Amtes für die Verwaltung von Staatsvermögen untersucht, indem er Beispiele leer stehender Gewerbeflächen in Zagreb präsentiert; Rafaela Dražić betreibt Feldforschung in der Brodosplit-Werft; und OUR zeigt eine Fortsetzung ihrer Fallstudienanalyse zu den Folgen der Auflösung des Vereins Jugoplastika Split.
Diese Publikation ist in der ERSTE Stiftung Bibliothek verfügbar.