Der im deutschen Sprachraum bis dato kaum bekannte Autor Ivan Martin Jirous, genannt Magor, der „Spinner“, war eine der herausragendsten Persönlichkeit der tschechoslowakischen Underground-Szene der Siebziger- und Achtzigerjahre, eine Legende des Dissents und ein Symbol des Widerstandes gegen den Kommunismus in der ehemaligen Tschechoslowakei. Er war künstlerischer Leiter und Manager der Rockgruppe „The Plastic People of the Universe“, Charta77-Unterzeichner und publizierte zunächst im Samisdat. Aufgrund seines Widerstandes gegen das totalitäre System der ČSSR war er mehrmals inhaftiert und mit einem Berufsverbot belegt. Bereits 1985 wurde eine Abschrift seiner Gedichte im Ausland mit dem Tom-Stoppard-Preis ausgezeichnet. Sein Gesamtwerk wurde 2006 mit dem renommierten Jaroslav-Seifert-Preis geehrt.
Ein repräsentativer Querschnitt aus seinem vielfältigen Schaffen liegt nun erstmals auf Deutsch vor. Herausgegeben wurde der Band von Barbara Zeidler und Abbé J. Libansky. Bei der eben erschienenen Ausgabe handelt es sich um eine umfassende Auswahl seiner Essays, Kritiken, Briefe aus dem Gefängnis, Märchen und Gedichte. Vorgestellt wir aber ebenso der Mensch Ivan Martin Jirous, unter anderem durch zum Teil sehr persönliche Texte von Vaclav Havel, Tom Stoppard, Kurt Vonnegut, Josef Haslinger, Eugen Brikcius und Paul Wilson. Ergänzt durch Zeitdokumente, Material aus dem Staatspolizeiarchiv und Fotografien gibt das Werk auch Einblick in die ehemalige Dissidentenszene und die Absurdität des Alltagslebens im Dissent in der ehemaligen ÈSSR, die außerhalb des ehemaligen Ostblocks oft kaum nachvollziehbar ist.
Diese Publikation ist in der ERSTE Stiftung Bibliothek verfügbar.