Drei Jahre Resilienz: Das Engagement der ERSTE Stiftung für die Ukraine

Dienstag, 18 Februar, 2025

Anlässlich des dritten Jahrestages des Kriegsbeginns in der Ukraine werfen wir einen Blick zurück: Wie haben wir damals auf die Krise reagiert und wie hat sich unsere Mission entwickelt? Was als unmittelbare Reaktion auf eine humanitäre Katastrophe begann, ist zu einem langfristigen Engagement für den Wiederaufbau der Ukraine und ihre Integration in die Europäische Union geworden. Dieser Krieg betrifft nicht allein die Ukraine – er stellt die Einheit der europäischen Gemeinschaft auf die Probe.

Hier einen Beitrag zu leisten, ist der ERSTE Stiftung nicht nur ein Anliegen – es ist eine moralische Pflicht. Entsprechend den Grundsätzen europäischer Werte sehen wir unsere Unterstützung für die Ukraine als eine klare Haltung zur Verteidigung von Demokratie, Freiheit und Menschenwürde. Ein Sieg der Ukraine wäre auch ein Sieg für diese Werte, die für die Zukunft Europas so wichtig sind. Unser Engagement für die Ukraine ist nicht nur ein Akt der Solidarität, es ist eine Investition in die Stabilität und den Frieden auf unserem Kontinent.

Soziales Engagement muss in Krisenzeiten ein Zeichen der Hoffnung setzen. Man kann nicht tatenlos zusehen, wenn Freiheit und Gerechtigkeit bedroht sind. Der Krieg hat das Leben vieler Menschen erschüttert und die geopolitische Landschaft Europas grundlegend verändert. Aus diesem Grund haben wir nach sinnvollen Möglichkeiten gesucht, einen Beitrag zu leisten.

Wir gewähren Zuwendungen in Bereichen, in denen wir uns schon bisher engagiert haben: Medien und Journalismus, Europa und Demokratie, Kunst und Kultur, soziale Innovationen und finanzieller Gesundheit, aber auch in neuen, angrenzenden Bereichen. In vielen Fällen geht es jedoch um dringliche Themen wie humanitäre Hilfe, Korruptionsbekämpfung, die Auseinandersetzung mit Kriegsverbrechen, Sanktionen, die Wiedereingliederung von Veteran:innen, Maßnahmen zur psychischen Gesundheit oder den Wiederaufbau der physischen Infrastruktur. Dies sind Bereiche, in denen die Stiftung über keine umfassenden Fachkenntnisse verfügt.

In den vergangenen drei Jahren haben wir zahlreiche wichtige Initiativen gestartet, wie etwa die Kyiv Media School, ein Schulungsprogramm für Medienfachleute, und Next Visionaries, ein Bildungsprogramm für junge Führungskräfte. Mit dem Professional Integration Hub konnten wir die Integration nach Österreich Geflüchteter in den Arbeitsmarkt unterstützen. Wir organisierten dutzende Advocacy-Reisen und initiierten mehrere Projekte im Bereich der Kulturdiplomatie. Jedes Jahr veranstalten wir thematische Policy Labs Workshops, und im Rahmen der NGO Academy haben wir das Civil Society Leadership Programme ins Leben gerufen, das jährlich in Österreich stattfindet. Wir entwickeln auch weiterhin neue Initiativen – etwa die Female Impact Business Initiative – zur Unterstützung von Unternehmerinnen, die große Verantwortung übernehmen und einen wesentlichen Beitrag zum Wirtschaftswachstum des Landes leisten.

Dieser Ansatz spiegelt ein breiter gefasstes Verständnis von philanthropischem Handeln wider, das Nachhaltigkeit und Innovation in den Vordergrund stellt. Wir sind der Überzeugung, dass der Aufbau einer resilienten, demokratischen Ukraine nicht nur möglich, sondern unerlässlich ist. Die Entschlossenheit der ukrainischen Bevölkerung bietet eine noch nie dagewesene Chance, die Art und Weise, wie Gesellschaften nach einem Konflikt wieder aufgebaut werden, neu zu denken. Durch die Förderung partizipativer Governance, die Unterstützung von sozialem Unternehmertum und die Einbeziehung von Nachhaltigkeit in die Bemühungen zum Wiederaufbau will die Stiftung dazu beitragen, dass die Ukraine, ein Vorbild für demokratische und resiliente Gesellschaften auf der ganzen Welt wird.

Die Ukraine steht vor immensen Herausforderungen, aber auch großen Chancen. Trotz des anhaltenden Krieges blicken die Ukrainer:innen nach vorne und sind entschlossen, eine bessere Zukunft zu schaffen. Ihr Mut ist eine Quelle der Inspiration, und ihre Bereitschaft, sich am Wiederaufbauprozess zu beteiligen, unterstreicht die Bedeutung gemeinschaftsorientierter Lösungen. Wir sind überzeugt, dass selbst inmitten der Verwüstungen des Krieges Raum für Hoffnung, Innovation und Fortschritt besteht.

In den vergangenen drei Jahren hat die Stiftung ein vielfältiges Portfolio an Projekten für die Ukraine und ihre Nachbarländer aufgebaut. Ob in Österreich, der Slowakei oder in Kroatien: dank dieser Initiativen gelang es, das Leben von Hunderten von Menschen zu verändern, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu stärken und ein gemeinsames Verantwortungsbewusstsein für die Ukraine zu fördern. Diese Arbeit wurde von verschiedenen Organisationen und Partner:innen gewürdigt und hat unser Engagement für eine strategische Ausrichtung unserer Bemühungen auf die Bedürfnisse einer sich wandelnden Welt weiter verstärkt.

Der Krieg in der Ukraine verändert nicht nur die Grenzen des Landes, sondern das gesamte europäische Projekt. Im Zuge der Annäherung an die Europäische Union bewirkt die Ukraine auch eine Transformation Europas, verleiht seinen Institutionen neuen Schwung und sorgt für neue Aufgaben. Der Wiederaufbau der Ukraine stößt weit über ihre Grenzen hinaus auf Resonanz, woraus sich Lehren für philanthropisches Engagement, Regierungsführung und soziale Innovation in Nachkriegsgesellschaften ziehen lassen.

Bei der Unterstützung der Ukraine geht es um mehr als den Wiederaufbau dessen, was verloren ging – es geht darum, sich vorzustellen, was sein könnte. Wir betrachten diesen Moment als eine Gelegenheit, genau zuzuhören, überlegt zu handeln und sektorübergreifend zusammenzuarbeiten, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Somit wird die Resilienz der Ukraine zu einer gemeinsamen europäischen Erfahrung, die von der Kraft der Solidarität und anhaltenden Stärke demokratischer Werte zeugt.

Florian Bauer

Direktor Social Finance, Nachhaltigkeit und Innovation
Florian Bauer zeichnet seit 2023 für die Bereiche Social Finance, Nachhaltigkeit und soziale Innovation in der ERSTE Stiftung verantwortlich. Davor war er über 13 Jahre lang im Bereich NGO & Social Entrepreneurship tätig. Florian leitete die Partnerschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz REEEP, eine internationale multilaterale NGO, die den verstärkten marktbasierten Einsatz erneuerbarer Energien und effizientere Energienutzung in Entwicklungsländern zum Ziel hat, und war Managing Director & COO des Impact Hub Vienna.   Von 2020-2023 schloss Florian für die Semantic Web Company (SWC), einem führenden Anbieter von semantischen KI-Lösungen, strategische Allianzen mit wichtigen Partnern und unterstützte die Entwicklung innovativer Anwendungen semantischer Technologien.
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