Emotion ist eine Kategorie der Intensität, die zwischen Menschen, Konzepten und Objekten stattfindet. Emotion ist sowohl kognitiv als auch sensorisch, sie bewegt sich und klebt. Emotion entsteht in der Masse, und nicht unbedingt aus einem besonderen Bewusstsein heraus. Emotion zirkuliert in der Welt und ist schwer zu definieren.
#MeToo, Klimawandel, Faschismus, Antifaschismus, Rassismus, Flüchtlinge/Migranten, Cancel Culture. Die heutige politische Kultur scheint oft von irrationalen, fiktiven Ängsten getrieben zu sein. Wir alle fühlen uns leer, ängstlich, wütend, erschöpft, verletzt. Aus uns spricht oft unser persönliches Leid und Trauma. Aber ist uns das letztendlich ein guter Kompass?
Können wir wieder Hoffnung haben?
Es scheint, dass wir in einer Ära gesteigerter Emotionen leben, die oft als giftig bezeichnet werden und nirgendwohin zu führen scheinen. Emotionen – seien es Höhen oder Tiefen – sind in den Social-Media-Plattformen kodiert, auf denen wir einen Großteil unseres Lebens verbringen, und die wiederum von unserem emotionalen Engagement leben. Die Verwendung von Emoticons erinnert uns daran – jeden Tag. Die Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichem verschieben sich zu schnell, als dass wir sie verfolgen könnten.
Wir reagieren emotional auf das, was um uns herum passiert, aber manchmal scheint es, als ob unsere Art und Weise, wie wir reagieren, uns unfähig machen mit den vorhandenen Problemen umzugehen. Wir wechseln von der Politik zum Persönlichen und zurück. Sind die politischen Leidenschaften also, die mit den Revolutionen des 20. Jahrhunderts und den sozialen Unruhen einhergegangen sind, erschöpft? Können wir einander vergeben? Und wem sollten wir nicht vergeben? Welche Emotionen können uns vereinen, welche Emotionen trennen uns? Welche Emotionen sollten wir als unsere Wegweiser anerkennen? Können wir wieder Hoffnung haben?
Das Festival für Performancekunst We Are All Emotional findet vom 6. bis 7. Mai in Prag statt. Die Veranstaltung wird von tranzit.cz / Matter of Art in Zusammenarbeit mit Divadlo X10 organisiert und von den Mitgliedern des tranzit.org-Netzwerks (Judit Angel, Dóra Hegyi, Livia Pancu, Georg Schöllhammer, Tereza Stejskalová & Attila Tordai-S.) co-kuratiert.
Das Veranstaltungsprogramm umfasst neue Arbeiten von Luis Manuel Otero Alcántara, Larisa David, Helena Eribenne, Anetta Mona Chișa & Lucia Tkáčová, Kolektiv Prádelna/Laundry Collective, Hajnal Németh, Ovid Pop, Maja Štefančíková, Doris Uhlich, und Zorka Wollny. Die zehn neuen performativen Werke werden von Mitgliedern des Ensembles von Divadlo X10 aufgeführt – einem der produktivsten Räume für zeitgenössisches Theater in Prag. Die gemeinsame Veranstaltung läutet das bevorstehende 20-jährige Bestehen von tranzit.org ein, das 2022 gefeiert wird.
Interviews mit den teilnehmenden Künstler*innen können Sie hier finden.
Der Eintritt zum Festival ist kostenlos.
Das Festival of Performance sollte im November 2020 und im Dezember 2021 stattfinden, musste aber aufgrund der COVID-19 Pandemie abgesagt werden. In der Zwischenzeit haben die Organisatoren beschlossen, mit den Künstlern durch eine Reihe von Interviews in Kontakt zu treten, die Emotionen in schwierigen Zeiten thematisieren. Die Interviews wurden kontinuierlich im Laufe des Jahres 2021 veröffentlicht.
Mehr Informationen über tranzit.org finden Sie hier auf Deutsch und auf tranzit.org.