„Abermals war eine Zeit zu Ende, abermals begann eine neue Zeit“, schreibt Stefan Zweig in „Die Welt von Gestern“ über seine Erfahrung des 1. September 1939. Heute sind wir wieder an so einem Punkt, der die Geschichte in ein Davor und Danach teilt. Von einer Zeitenwende ist die Rede. Die Welt scheint aus den Fugen.
Die russische Invasion in der Ukraine hat den Krieg zurückgebracht nach Europa. Bombenterror, Kriegsverbrechen, Deportation schienen Kapitel aus der Vergangenheit – und sind plötzlich die Realität unserer Tage. Eine Welt, die immer noch mit den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu kämpfen hat, sieht sich mit neuen grundsätzlichen Fragen und Unsicherheiten konfrontiert. Energie- und Lebensmittelpreise schießen durch die Decke, das soziale Gefüge der Gesellschaft ist bedroht. Auch die politische Unsicherheit wächst: die Euphorie vom „Ende der Geschichte“ ist verpufft, Liberalismus und Demokratie werden mancherorts grundsätzlich in Frage gestellt.
Was werden die Langzeit-Folgen dieser Zeitenwende sein? Demokratie, sozialer Fortschritt, die globale Sicherheitsarchitektur – alles scheint auf dem Spiel zu stehen. Die Einheit des Westens zeigt erste Risse. Betroffen ist auch der Globale Süden: Durch das Ungleichgewicht der politischen und ökonomischen Macht drohen neue Migrationsströme, Hungersnöte, Unruhen. Auch die Folgen des Klimawandels betreffen stärker die ärmeren Menschen. Wir brauchen ein neues Denken und neue Ideen, um den globalen Herausforderungen auch technologisch begegnen zu können.
Das Vienna Humanities Festival widmet sich grundsätzlichen Fragen unserer Zeit: Was können wir aus der Geschichte lernen? Wie hilft uns die Philosophie in diesen Zeiten der Unsicherheit? Was wissen Literatur und die Künste über die Bewältigung solcher Krisen? Und was definiert überhaupt das Menschsein in Zeiten einer rasch fortschreitenden Technologisierung und Digitalisierung unseres Lebens?
Das Festival versammelt einige der besten Köpfe unserer Zeit für ein intensives Wochenende und lädt zu inspirierenden Debatten über die globalen Herausforderungen in dieser neuen Zeit der Unsicherheit.
Für mehr Informationen besuchen Sie bitte: Vienna Humanities Festival 2022
Festivalprogramm: PROGRAMM | VIENNA HUMANITIES FESTIVAL
Das Vienna Humanities Festival ist ein gemeinsames Projekt des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) und Time to Talk. In Kooperation mit: Der Standard, Erste Stiftung, Open Society Foundations, Stadt Wien, Friedrich-Ebert-Stiftung, Europäisches Forum Alpbach, Technische Universität Wien und Akademie der bildenden Künste Wien.
Titelbild: Illustration von Blagovesta Bakardjieva.