Die Ausstellung Start and Finish reflektiert die projektbasierte Ökonomie der zeitgenössischen Kultur. Wie die TheoretikerInnen Bojana Art und Boris Groys argumentieren, ist Projektarbeit ein höchst widersprüchliches Modell der zeitgenössischen Produktion: Während auf der einen Seite eine Vielzahl von Möglichkeiten offen stehen, so ist es die Unvermeidbarkeit von Deadlines in einem Projekt, die alle Möglichkeiten zunichte macht. Es gibt keinen inhaltlichen Abschluss eines Projekts, sondern lediglich einen wiederkehrenden Start in anderem Format. An einem Projekt zu arbeiten bedeutet, das Versprechen in die Zukunft zu teilen, in einer Parallele zu leben, entkoppelt von der Flüchtigkeit und der gemeinschaftlichen Praxis des Alltags. Projektarbeit ist meist mit Selbstverwirklichung verbunden und daher gibt es keine Trennlinie zwischen Arbeit und Privatleben. Der scheinbare Erfolg eines Projekts geschieht auf Kosten von Kreativität, tiefgehender und gründlicher Recherche, Berharrlichkeit bezüglich Zeit und Raum, Privatleben und sozialen Beziehungen.
TeilnehmerInnen: Dominika Belanská & Mads Floor Andersen, Claudiu Cobilanschi, Lucia Gavulová, Jana Kapelová, Mira Keratová, kpD (kleines postfordistisches Drama / small postfordist Drama – Brigitta Kuster, Isabell Lorey, Marion von Osten, Katja Reichard), Jaroslav Kyša, Petr Mezihorák, Adam Novota, Kristína Országhová, Zuzana Révészová, Péter Szabó & Teri Szűcs, Jeff Warren & Caroline Woolard and others
Konzept: Judit Angel
Team: Judit Angel, Petra Balíková, Eliška Mazalanová
Ausstellungsarchitektur: Michael Hieslmair & Michael Zinganel
Eröffnung: 5. April 2018 um 19 Uhr
Ziel der Ausstellung ist es, einen Rahmen anzubieten wo gegenwärtige künstlerische Produktion – unter welchen Bedingungen und in welchem Kontext produziert wird – und die Funktion und Rolle von Kunstinstitutionen untersucht werden können. Im Kontext des Programms von tranzit.sk bedeutet das ein Intervall an Konzentration, Recherche, Austausch von Wissen und Erfahrung mit anderen. Die vorgeschlagenen Themen zur Reflexion sind:
- Die Bedeutung des „Neuen Institutionalismus“, ein Trend, der darauf abzielte, Kunstinstitutionen im Kontext des Niedergangs des Wohlfahrtsstaates zwischen Mitte der 1990er-Jahre und Mitte der 2000er-Jahre von innen her zu reformieren;
- Die Beziehung zwischen Kunst und Neoliberalismus, zwischen Kunst und Arbeit, Prekariat und Prekarisierung mit Blick auf die slowakische Kunstszene und internationale Beispiele;
- Das Potenzial kollektiver Plattformen und der gemeinsamen Entwicklung neuer Produktions- und Gesellschaftsformen, die Art und Weise, wie Kunst und Kunstinstitutionen diesen Prozess beeinflussen und dabei eine Rolle spielen können.
Für die Dauer der Ausstellung wird der Ausstellungsraum von tranzit.sk zu einem Studio, das Display- und Bibliotheksfunktionen, Präsentationsfunktion von Kunstwerken und die Produktion von Wissen (Recherche, Lesegruppen, öffentlichen Diskussionen und Veranstaltungen) miteinander verbindet. Die ursprüngliche Unterscheidung zwischen Ausstellungs- und Bürofläche wird durch einen räumlichen Mix aus Lern- und Begegnungsangebot ersetzt.
Abgesehen von der Tatsache, dass es sich auch bei Start and Finish um ein Projekt handelt, gehen wir davon aus, dass der kollektive und offene Gestaltungsrahmen dazu beiträgt, den TeilnehmerInnen und den BesucherInnen – wenn nicht mit einem Endergebnis – zumindest mit neuen Ansichten, neuem Wissen und neuen Werkzeuge zu nützen, die es einfacher machen weiter zu gehen.