Eugen Raportoru: Die Entführung aus dem Serail
Roma-Frauen: Performative Strategien des Widerstands
Ort: Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti | Campo S. Stefano, 2945
Eröffnung: 22. April 2022
Dauer: 23. April – 27. November 2022
Kommissar:innen: ERIAC, Zeljko Jovanovic, Timea Junghaus
Das Europäische Roma-Institut für Kunst und Kultur (ERIAC) freut sich, Eugen Raportoru: Die Entführung aus dem Serail gemeinsam mit Roma-Frauen: Performative Strategien des Widerstands als offizielle, von Ilina Schileru kuratierte Begleitveranstaltung zur 59. Internationalen Kunstausstellung der Biennale von Venedig 2022 präsentieren zu dürfen. In der langen Geschichte der Biennale ist die Kunst der Roma erst zum vierten Mal vertreten und ERIAC zeichnet zum zweiten Mal für die begleitende Roma-Veranstaltung verantwortlich. Diese Einzelausstellung eines Roma-Künstlers, die in Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Roma-Künstlerinnen und Intellektuellen präsentiert wird, die sich mit dem Hauptthema Die Entführung auseinandersetzen, es hinterfragen und alternative Perspektiven anbieten, stellt einen neuen Wendepunkt in der europäischen Kunstgeschichte und einen Durchbruch in der lebendigen Kulturbewegung der Roma in Europa dar.
Eugen Raportoru (*1961, Bukarest) zählt in seinem Heimatland zu den renommiertesten Malern seiner Generation und ist seit jeher stolz auf seine Roma-Wurzeln. Seine jüngsten Installationsexperimente erzählen von vergangenen Kindheitserinnerungen und enthalten häufig selbstreferenzielle Elemente, durch die er eine verborgene Genealogie unausgesprochener Wahrheiten häuslicher Umgebungen schafft. In der Ausstellung ist eine Reihe ortsspezifischer Installationen zu sehen, die aus zahlreichen typischen Gegenständen des häuslichen Lebens (der Roma) bestehen. Demgegenüber steht eine Auswahl von Malereien, die die belastete Geschichte orientalischer Teppiche in osteuropäischen Haushalten nachzeichnen. Die Serie basiert auf dem Verständnis – und zeugt von – der Bedeutung der Narrative, die solchen Objekten innewohnen, sowie ihrer Fähigkeit, die Roma-Kultur, das Leben der Roma und die Verbreitung des Wissens der Roma zu prägen und zu reflektieren.
Getaway, eine öffentliche Installation des Künstlers Daniel Baker, die vor dem Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti aufgestellt wurde, bietet über Reflexionen zum Thema Mobilität und Leben in informellen Lagern anhand eines symbolischen Objekts weiteren Kontext und beleuchtet die Rolle von Wohnkultur in der Roma-Gesellschaft und die Konstruktion von Roma-Identitäten.
Die Entführung ist in diesem Kontext grundsätzlich mit patriarchalen Projektionen auf den weiblichen (und den anderen) Körper aufgeladen. Roma-Frauen: Performative Strategien des Widerstands, eine Reihe von Interventionen, Aktionen und Performances, beschäftigt sich mit der doppelten Minderheitenrolle von Roma-Frauen. Das Publikum ist durch Betreten eines Resonanzraums eingeladen, ihren Stimmen und Geschichten zu lauschen und von ihnen zu lernen.
Eugen Raportoru „Die Entführung aus dem Serail“ (2021), Öl auf Leinwand, 190 x 260 cm; mit freundlicher Genehmigung von Ilina SchileruPortrait des Künstlers Eugen Raportoru, 2021, ©Geta Raportoru
Die Künstlerinnen ermuntern die Betrachterin bzw. den Betrachter, über die spezifische Zeit-Raum-Konfiguration von Begriffen wie Identität und Geschichte sowie Trauma, Hoffnung, Körper und Affekt nachzudenken. Die Entführung blickt wie durch ein Vergrößerungsglas auf die anhaltende Mystifizierung, Exotisierung, Feminisierung, Sexualisierung und Kriminalisierung des Roma-Körpers in der westlichen Gesellschaft und lädt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den Verbindungen zwischen Macht und Realismus, Gewalt und Pittoreskem ein.
Die Ausstellung wird von einem Katalog begleitet.
Mit Sonderbeiträgen von:
Ethel Brooks, Ioanida Costache, Mihaela Drăgan, Carmen Gheorghe, Delia Grigore, Angéla Kóczé, Dijana Pavlovic, Erasma Vicenzina Pevarello, Alina Șerban
ZELJKO JOVANOVIC, TIMEA JUNGHAUS (ERIAC) | Kommissar:in
Das Europäische Roma-Institut für Kunst und Kultur (ERIAC), eine gemeinsame Initiative des Europarats, der Open Society Foundations und der Roma Leaders’ Initiative – der Allianz für das Europäische Roma-Institut für Kunst und Kultur, hat als transnationale europäische Organisation ein einzigartiges Mandat zur Anerkennung von Kunst und Kultur der Roma.
Die ERIAC-Büros in Berlin und Belgrad unterstützen ein umfassendes Netzwerk von Einzelpersonen und Organisationen der Roma-Community, die in den Bereichen Kunst und Kultur tätig sind, und bieten Raum für eine Galerie für Gegenwartskunst sowie Bildungsprogramme. Ziel von ERIAC ist es, das Selbstwertgefühl der Roma zu stärken und negative Vorurteile der Mehrheitsbevölkerung gegenüber den Roma mittels Kunst, Kultur, Geschichte und Sprachunterricht abzubauen.
Biennale-Link: https://www.labiennale.org/en/news/biennale-arte-2022-collateral-events
Link zu Entführung auf unserer Webseite: https://eriac.org/abduction/
Titelbild: Eugen Raportoru, „Die Entführung aus dem Serail“ (2021), Installationsansicht, Nationalmuseum des rumänischen Bauern; Foto: © Alex Busuioceanu