Wie können wir die aggressiven und zerstörerischen Paradigmen des kolonialen, rassistischen und patriarchalischen Kapitalismus ablegen und eine Welt erdenken, in der verschiedene Wissenssysteme gleichwertig zusammenwirken, um das Leben in all seinen Formen zu schützen?
Mit diesen zentralen Fragen beschäftigt sich der Ausstellungs- und Lernraum Grounding ~ Seeding, das erste Projekt in der neuen Programmreihe von tranzit.sk. Vier Hauptthemen und deren Zusammenhänge stehen im Mittelpunkt des Programms: die aktuellen sozialen, politischen und ökologischen Krisen, Modernität und Dekolonialität, verkörperte, gemeinschaftliche Praktiken der Wissensproduktion und die Politik des Alltags.
Die Weitergabe von Wissen zwischen den Generationen, naturverbundene Praktiken, feministische Initiativen sowie Überlegungen zum Thema Commoning (gemeinsames Tun), die ein Gefühl von wechselseitiger Beziehung, Gegenseitigkeit, Responsivität und Sorge um unsere gemeinsame Zukunft und die der kommenden Generationen hervorrufen: Ausgehend von dekolonialen Perspektiven bzw. indigenen Erfahrungen bauen die in der Ausstellung präsentierten Künstler:innen auf dem Vermächtnis sozialer und emanzipatorischer Bewegungen auf. Sie regen einen notwendigen System- und Strukturwandel an und prangern auf vielfältige Art aus ihren jeweiligen Positionen heraus die Auswirkungen der anhaltenden Prozesse der Auslöschung, des Missbrauchs und der Zerstörung an und kehren sie auf poetische Weise um. Damit ermutigen sie uns, unsere Sensibilität gegenüber Gesten der Erneuerung, Politiken der Fürsorge und Beispielen für autarke Mikroökonomien zu hinterfragen und neu auszurichten.
Mit ihren Arbeiten und ihrer Poetik fordern die Künstler:innen ein Ende der Ausbeutung und der Kommerzialisierung des Lebens ein. Über die Vermittlung der Kraft von Träumen, Zeremonien sowie alten und neuen Ritualen malen sie sich eine neue, andere Beziehung zur Natur und zur Gesellschaft aus. Sie geben ihre spirituellen und politischen Erfahrungen weiter – für eine Welt, in der viele Welten Platz finden.
So ist Grounding ~ Seeding eine Möglichkeit, durch Ausstellungstätigkeit die Grundlage für eine langfristige Entwicklung der epistemologischen Rekonstruktion zu schaffen und dekoloniale Ideen und Zeichen in Richtung einer anderen Zukunft zu säen: einer Zukunft, die mehrere Generationen vor und nach der unseren in den Blick nimmt.
Das Ausstellungsprojekt ist Teil des neuen Programms von tranzit.sk, A World of Many Worlds.
Künstler:innen: Marwa Arsanios, Chto Delat, Kitti Gosztola & Bence György Pálinkás, Francisco Huichaqueo, Saodat Ismailova, Amanda Pina, Emília Rigová
Kurator:innen: Judit Angel, Alessandra Pomarico, Borbála Soós, Ovidiu Ţichindeleanu
Ausstellungsarchitektur: Woven
Grafische Gestaltung: Sándor Bartha
Eröffnung: 29. April 2022, 18 – 21 Uhr
Dauer der Ausstellung: 29.04. – 15.07.2022
Ort: tranzit.sk, Beskydská 12, Bratislava
Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag, 14:30 – 18:30
Weitere Informationen finden Sie unter tranzit.sk.
Titelbild: Francisco Huichaqueo, ILWEN / The Earth Smells of Father, 2013, Video, 34 min 35 s.