Anna Jermolaewa – La Biennale di Venezia 2024

Österreich-Beitrag zur 60. Internationalen Kunstausstellung

Von

20/04/24

Bis

24/11/24

Die 60. Internationale Kunstausstellung, kuratiert von Adriano Pedrosa, wird von Samstag, 20. April, bis Sonntag, 24. November, in den Giardini und im Arsenale zu sehen sein. Für den österreichischen Beitrag zur Biennale Arte 2024 spannt die 1970 in Leningrad (UdSSR) geborene und in Wien (Österreich) lebende Anna Jermolaewa einen thematischen Bogen von der eigenen Fluchterfahrung hin zu Zeichen der Revolution und Subversion gegen nicht demokratische Regime.

In ihrer Praxis erweist sich Anna Jermolaewa als scharfsinnige Beobachterin des menschlichen Zusammenlebens. Ihr Werk ist konzeptuell, widmet sich aber zugleich der Poesie des Alltäglichen. Das Ergebnis ihres Prozesses sind Videos, Fotografien und Zeichnungen sowie raumgreifende Mises-en-scène, die uns auffordern, die Gesellschaft und unsere sozialen und politischen Interaktionen in ihr zu analysieren.

Eines der Hauptwerke der Ausstellung, Rehearsal for Swan Lake (2024), das in Zusammenarbeit mit der ukrainischen Balletttänzerin und Choreografin Oksana Serheieva entstand, bezieht sich auf Jermolaewas Erinnerungen an ihre Jugend: In Zeiten politischer Unruhen, zum Beispiel nach dem Tod eines Staatsoberhaupts, ersetzte das sowjetische Fernsehen seine
reguläre Sendung durch Schwanensee… manchmal tagelang ununterbrochen im Loop.

Im sowjetischen kulturellen Gedächtnis wurde Tschaikowskis berühmtes Ballett zum Code für einen Machtwechsel. In Rehearsal for Swan Lake probt nun eine Gruppe von Balletttänzerinnen ausgewählte Szenen und verwandelt das Ballett von einem Instrument der Zensur und Ablenkung in eine Form des politischen Protests: Diese Tänzerinnen proben für den Regimewechsel in Russland.

Anna Jermolaewa & Oksana Serheieva, Rehearsal for Swan Lake, 2023, Foto: Anna Jermolaewa
Anna Jermolaewa & Oksana Serheieva, Rehearsal for Swan Lake, 2023. Foto: Anna Jermolaewa

Neben der Video-, Installations- und Performancearbeit Rehearsal for Swan Lake zeigt die Präsentation im Österreichischen Pavillon eine Kombination aus neu entwickelten Arbeiten sowie Erweiterungen bereits bestehender Werke der Künstlerin, die ein breites Spektrum an Medien umfassen. Kuratorin des Österreichischen Pavillons ist Gabriele Spindler.

Anna Jermolaewas Beitrag für den Österreich-Pavillon fügt sich hervorragend in das von Kurator Adriano Pedrosa formulierte Generalthema der Kunstbiennale 2024 ein, das mit „Stranieri Ovunque – Foreigners Everywhere“ das Thema der Fremde, der Migration sowie Fragen nationaler Identität und kultureller Diversität in den Mittelpunkt stellt und Künstler:innen fokussiert, die Flucht und Migration aus eigener Erfahrung kennen.

„Im Jahr 1989 kam ich als politischer Flüchtling aus der Sowjetunion nach Österreich, das zu meiner Heimat wurde. In den letzten Jahren in Leningrad habe ich mich stark politisch engagiert. Da hatten wir klare Methoden: Texte verfassen, Demonstration organisieren, Flugblätter verteilen, die regimekritische Samisdat-Zeitung herausgeben. Als Künstlerin habe ich andere Werkzeuge und ein anderes Wirkungsfeld. Als Russland in die Ukraine einmarschierte, fiel es mir schwer, einen Sinn darin zu sehen, Kunst zu machen. Also kehrte ich, so wie viele von uns, zu direkten Aktionen zurück, zum Beispiel, um geflüchteten Ukrainer:innen zu helfen. Jetzt hat es sich so eingependelt, dass ich beides gut verbinden kann, Kunst und direktes Handeln, und ich glaube, ich sehe einen Weg, wo sich die beiden Felder produktiv ergänzen.“ – Anna Jermolaewa

Gabriele Spindler und Anna Jermolaewa, photo by Maria Ziegelböck
Gabriele Spindler und Anna Jermolaewa. Foto: Maria Ziegelböck


Anna Jermolaewa (geb. 1970 als Анна Ермолаева) ist eine Konzeptkünstlerin aus Leningrad (UdSSR). Nachdem sie als eines der ursprünglichen Mitglieder der ersten Oppositionspartei, der Demokratischen Union, und Mitherausgeberin einer ihrer Zeitungen der antisowjetischen Agitation und Propaganda beschuldigt worden war, floh sie 1989 nach Österreich und bekam hier politisches Asyl. Ihre künstlerische Praxis umfasst ein breites Spektrum von Medien: Video, Installation, Malerei, Performance, Fotografie und Skulptur. Seit 2019 ist Anna Jermolaewa Professorin für Experimentelle Gestaltung an der Linzer Kunstuniversität. Neben zahlreichen Einzelausstellungen nahm sie bereits seit 1999 an unterschiedlichen Biennalen teil. Sie ist mit ihren Arbeiten in zahlreichen Sammlungen vertreten und wurde neben vielen anderen Preisen jüngst mit dem Dr.-Karl-Renner-Preis der Stadt Wien für ihr soziales Engagement als Mitglied des Vereins „Ariadne − Wir Flüchtlinge für Österreich“ ausgezeichnet.

Besucher:inneninformation
Previewtage: 17. – 19. April 2024
Ausstellungsdauer: 20. April – 24. November 2024
Öffnungszeiten: 10 – 18 Uhr (montags geschlossen)
Eröffnung des Österreichischen Pavillons: 18. April 2024, 15 Uhr
Adresse: Giardini della Biennale, Sestiere Castello, 30122 Venice, Italy

Titelbild: Rehearsal for Swanlake 2023 © Anna Jermolaewa

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Florian Bauer

Direktor Social Finance, Nachhaltigkeit und Innovation
Florian Bauer zeichnet seit 2023 für die Bereiche Social Finance, Nachhaltigkeit und soziale Innovation in der ERSTE Stiftung verantwortlich. Davor war er über 13 Jahre lang im Bereich NGO & Social Entrepreneurship tätig. Florian leitete die Partnerschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz REEEP, eine internationale multilaterale NGO, die den verstärkten marktbasierten Einsatz erneuerbarer Energien und effizientere Energienutzung in Entwicklungsländern zum Ziel hat, und war Managing Director & COO des Impact Hub Vienna.   Von 2020-2023 schloss Florian für die Semantic Web Company (SWC), einem führenden Anbieter von semantischen KI-Lösungen, strategische Allianzen mit wichtigen Partnern und unterstützte die Entwicklung innovativer Anwendungen semantischer Technologien.
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