Die eintägige Konferenz fand im vergangenen Jahr nach dem Schock des brutalen Einmarsches Russlands in die Ukraine erstmals statt.
Der Time to Decide Europe Summit trug maßgeblich zu den Überlegungen und Maßnahmen bei, die zur Bewältigung der Krise in politischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht diskutiert und auf den Weg gebracht wurden.
In diesem Jahr setzen wir die Gespräche und Debatten mit prominenten Denker*innen und renommierten Politik- und Wirtschaftswissenschaftler*innen fort. Gemeinsam werden sie versuchen, Antworten auf die dringenden Fragen, mit denen wir gegenwärtig konfrontiert sind, zu finden und Ausblicke zur Zukunft Europas zu skizzieren.
Was wird das kommende Jahr bringen? Wie wird sich die europäische Außen- und Verteidigungspolitik verändern? Werden die Demokratien Europas geschwächt oder gestärkt aus der aktuellen Krise hervorgehen? Wie steht es um die wirtschaftlichen und ökologischen Perspektiven für Europa? Können Risiken zu Chancen werden und wenn ja, wie?
12.30-13.30 Uhr
EINLASS & REGISTRIERUNG
Mittagessen für registrierte Teilnehmer:innen
13:30-14:00 Uhr
ERÖFFNUNGSANSPRACHEN
Alexander Schallenberg,
Außenminister der Republik Österreich
Frans Timmermans,
Geschäftsführender Vizepräsident für den Europäischen Grünen Deal (per Videoschaltung)
GASTGEBER
Boris Marte,
CEO der ERSTE Stiftung
Ivan Vejvoda,
Permanent Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien
MODERATOR:INNEN
Misha Glenny, Rektor des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien
Ivana Dragičević, Auslandsberichterstatterin bei N1 Television
BESTÄTIGTE REFERENT*INNEN
14:00-15:30 Uhr
DIE UNERTRÄGLICHE LEICHTIGKEIT DER MACHT: EUROPA, GEOPOLITIK UND DER KRIEG IN DER UKRAINE
Russlands flächendeckende Invasion in ein souveränes europäisches Land, die Ukraine, hat ein geopolitisches Erdbeben ausgelöst und die Europäische Union gezwungen, ihre geopolitische Haltung und Strategie von Grund auf zu überdenken. Heute ist sich Europa seiner sicherheitspolitischen Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten schmerzlich bewusst, denn die Konsolidierung des Westens hat auch die Kluft zwischen dem Westen und dem Rest der Welt vergrößert.
Alle wichtigen Fragen sind nun offen: Soll sich die EU von der geopolitischen Agenda der USA abgrenzen, wofür der französische Präsident Macron nach seinem Besuch in China plädierte? Wenn ja, zu welchem Preis, und ist eine solche Abkoppelung überhaupt möglich, ohne die Union zu zerreißen? Ist Europa bereit, für seine Verteidigung Geld in die Hand zu nehmen? Und wenn dem nicht so sein sollte, was würde strategische Autonomie dann bedeuten?
Wie Europa auf diese Fragen antwortet, wird nach Überwindung der Krise für die Stellung der Union in der Welt entscheidend sein. Die Zeit für eine Entscheidung drängt.
Impulsreferat
Janka Oertel, Direktorin des Asien-Programms beim European Council on Foreign Relations
Soli Özel, Dozent an der Istanbuler Kadir-Has-Universität
Podiumsdiskussion
16:00-17:30 Uhr
HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE EUROPÄISCHE DEMOKRATIE: ANGST, SCHRECKEN UND HOFFNUNG
Die Demokratie steht auf dem Prüfstein. Autoritäre Regime und Tendenzen sind auf dem Vormarsch. Seit mehr als einem Jahrzehnt sind die europäischen Gesellschaften mit Ereignissen konfrontiert, die den Kontinent immer wieder aufs Neue herausfordern. Ob es die Krise in der Eurozone 2009 war, der große Zustrom von Flüchtlingen im Jahr 2015, das Brexit-Votum oder die Wahl Donald Trumps – Europa geriet in unbekanntes Fahrwasser. Manche befürchten eine tiefgreifende Destabilisierung der Union, da diese vielschichtigen Krisen zu einer Spaltung der Gesellschaft führen und neue Gräben aufreißen.
Und dann folgte die Invasion Russlands in die Ukraine. Die europäischen Gesellschaften und die Politik reagierten auf diesen Schock zunächst mit Einigkeit gegen den Angreifer. Doch wird der Wille, sich gegen einen brutalen Aggressor zu behaupten, stark genug sein, um die europäischen Gesellschaften auf einen möglicherweise bevorstehenden jahrelangen Krieg vorzubereiten? Wie wird man mit den unterschiedlichen Definitionen von „Frieden“ umgehen? Der Anstieg der Energiepreise, die galoppierende Inflation und das oft vorsätzlich von äußeren Kräften geschürte Misstrauen in bestimmten Wählerschaften werden die Wahlkampfpolitik entscheidend mitbestimmen. In der jüngeren Vergangenheit war Europa noch nie mit einer derart starken Polarisierung konfrontiert. Wie regierbar sind die europäischen Demokratien heute?
Impulsreferat
Jan-Werner Müller, Roger-Williams-Straus-Professor für Sozialwissenschaften an der Princeton University
Katarzyna Pełczyńska-Nałęcz, Direktorin des Instituts Strategies2050
Podiumsdiskussion
18:00-19:30 Uhr
TREIBSTOFF FÜR DIE ZUKUNFT: WIRTSCHAFT, ENERGIE UND UMWELT
Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Jahr 2022 schnellten die Energiepreise weltweit in die Höhe. Europa stellte sich entschlossen der Herausforderung der Energieversorgung und der Notwendigkeit, sich von seiner Abhängigkeit von russischer Energie zu lösen, und reagierte umgehend mit der Sicherung alternativer Gas- und Öllieferungen. In Verbindung mit dem ökologischen Wandel und Verhaltensänderungen sorgte dies für den größten Rückgang der Erdgasnachfrage in der europäischen Geschichte. Gleichzeitig hielt die EU an ihren ehrgeizigen Umweltschutzzielen fest und hob u. a. ihre Ziele für die Reduzierung von Treibhausgasen an. Kohle und Kernenergie stehen plötzlich wieder hoch im Kurs.
Die Gewährleistung des Umweltschutzes wie auch der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit bleibt eine Herausforderung. In einigen EU-Mitgliedstaaten hat die öffentliche Unterstützung für die Energiewende an Dynamik verloren. Durch Bidens Inflationsbekämpfungsgesetz droht die Gefahr der Abwanderung von Produktionsstätten und Investitionen aus Europa. Der europäische Binnenmarkt ist durch aktive staatliche Eingriffe ausgehöhlt worden. Wie weit soll die Kontrolle des Marktes in Zeiten des Krieges gehen? Und wer sollte, wenn überhaupt, den Markt kontrollieren – die EU oder jedes Mitgliedsland für sich? Schafft Europa den Weg in eine grüne und prosperierende Zukunft?
Impulsreferat
Kirsten Dunlop, CEO von Climate-KIC
Guntram Wolff, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP)
Podiumsdiskussion
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