Igor Zabel (1958–2005) war ein renommierter und richtungsgebender slowenischer Kunsthistoriker und Kurator. Zeit seines Lebens war er in vielen Bereichen der Kultur und Theorie aktiv: als Kritiker, Kolumnist und Essayist, Schriftsteller, Übersetzer und Mentor einer ganzen Generation von europäischen KünstlerInnen, KuratorInnen, KunstschriftstellerInnen und Intellektuellen.
Als Kurator der Moderna galerija in Ljubljana (1986-2005) trug Zabel maßgeblich zu einer gebührenden historischen Positionierung der Avantgarden (Tank!, 1998) und Neo-Avantgarden (OHO: Retrospektive, 1994) sowie zeitgenössischer künstlerischer Praktiken und deren internationaler Anerkennung bei. Seine Texte über die Nachkriegs- und Gegenwartskunst in Slowenien und Osteuropa sind exzellente Beobachtungen der engen Verflechtung von Kunst und Gesellschaft. Zabels Interesse an der Erforschung der vielschichtigen Beziehungen zwischen gesellschaftlichen und künstlerischen Belangen bildet auch die Grundlage von Individual Systems, einer Ausstellung, die er für die 50. Biennale von Venedig (2003) ausrichtete und mit der er sich als internationaler Kurator einen Namen machte. Igor Zabel analysierte die Rolle der Kunst im Postsozialismus und ging den komplexen Beziehungen zwischen Ost und West innerhalb der Kunstwelt auf den Grund. Mit seiner Arbeit legte er einen wichtigen Grundstein für das Verständnis der neuen politischen Geografie Europas nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und deren Einfluss auf die Kunst. Während im Westen ein tieferes Verständnis für die Kunst Osteuropas fehlte, musste die Gesellschaft im Osten ein neues Kunstbewusstsein und Selbstverständnis entwickeln. Dieser Unterschied ist zum Teil noch immer – oder sogar wieder – spürbar.
Im Jahr 2008, drei Jahre nach dem überraschenden Tod von Igor Zabel, haben wir gemeinsam mit Zabels Familie einen Verein gegründet, um die anhaltende Bedeutung seiner Arbeit für die Kunst und die kulturelle Verständigung zwischen Ost und West weiterzutragen. Die Igor Zabel Association for Culture and Theory hat sich zum Ziel gesetzt, das Werk Igor Zabels aktuell zu halten und Bezüge zur Gegenwart herzustellen. Sein Werk wird schrittweise katalogisiert und in der Archivabteilung der Moderna galerija in Ljubljana und der Museumsbibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
„Was die Kunst angeht, spielt sich der Ost-West-‚Konflikt‘ im Wesentlichen auf der Ebene eines Kampfs ab, eines Kampfs um die Kodifizierung des Feldes und damit um die Vorherrschaft.“
Igor Zabel
Seit 2008 verleihen wir in Zusammenarbeit mit der Igor Zabel Association alle zwei Jahre den höchstdotierten und renommiertesten Preis für kulturelle Aktivitäten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa: den Igor Zabel Award for Culture and Theory. Er würdigt die herausragende Arbeit von KuratorInnen, KunsthistorikerInnen und -theoretikerInnen, Forschenden und KritikerInnen, die sich mit bildender Kunst und Kultur in Zentral-, Ost- und Südosteuropa beschäftigen. Für den Preis kann man sich nicht bewerben. Der Preisträger oder die Preisträgerin sowie die EmpfängerInnen von drei Stipendien werden von einer dreiköpfigen internationalen Jury ausgewählt, basierend auf Vorschlägen von zehn NominatorInnen. Der erste Preis ist mit EUR 40.000, die drei Arbeitsstipendien sind seit 2024 mit je EUR 15.000 dotiert. Jede Preisverleihung wird von einer Konferenz, Diskussionsrunden und einem inspirierenden Netzwerktreffen begleitet.
2008
Gewinnerinnen: What, How & for Whom (WHW)
Stipendien: Fouad Asfour, Erden Kosova, Prelom Kolektiv
Jury: Eda Cufer, Josef Dabernig, Charles Esche
2010
Gewinner: Piotr Piotrowski
Stipendien: Maja und Reuben Fowkes, Peace Institute Ljubljana, Raluca Voinea, Daniel Grún
Jury: Edit András, Chus Martínez, Tadej Pogacar
2012
Gewinnerin: Suzana Milevska
Stipendien: Sabine Hänsgen, Klara Kemp-Welch, European Roma Cultural Foundation
Jury: Alenka Gregoric, Yuri Leiderman, Hanna Wróblewska
2014
Gewinnerin: Ekaterina Degot
Stipendien: Karel Císar, Miklavž Komelj, Kirill Medwedew
Jury: Keti Chukhrov, Apolonija Šušteršic, Rainer Fuchs
2016
Gewinner: Viktor Misiano
Stipendien: Viviana Checchia, Anca Verona Mihule, OFF-Biennale Budapest
Jury: Zdenka Badovinac, Vít Havránek, Roman Ondak
2018
Gewinnerin: Joanna Mytkowska
Stipendien: Edith Jerábková, Oberliht Association, Visual Culture Research
Jury: Adam Budak, Ana Janevski, Erzen Shkololli
2020
Gewinnerin: Zdenka Badovinac
Stipendien: Slavcho Dimitrov, Katalin Erdődi, Ivana Bago
Jury: Šejla Kamerič, Antony Gardner, Franciska Zólyom
2022
Gewinnerin: Bojana Pejić
Stipendien: Oksana Briukhovetska, Alina Șerban, Antonina Stebur
Jury: Marta Dziewańska, Ahmet Öğüt, Tomáš Pospiszyl
2024
Gewinnerin: Edit András
Stipendien: Ovidiu Ţichindeleanu, Irfan Hošić, Natalija Vujošević
Jury: Manuel Borja-Villel, Ilona Németh, Angelika Richter
AUS DEM PROJEKT
The Curator’s Room, ein Dokumentarfilm, der dem Kunsthistoriker und Kurator Igor Zabel (1958–2005) gewidmet ist, konzentriert sich auf Zabels Arbeit im Bereich der bildenden Kunst von Ende der 1980er Jahre bis zu seinem Tod. Durch den Film erfahren wir, wie er sich in dieser Epoche – um die Jahrhundertwende und an der Schnittstelle von (post-) moderner und zeitgenössischer Kunst, lokalem und internationalem Kunstraum, Sozialismus und Kapitalismus, Ost und West, Künstlerischem und Sozial/Politischem – in seiner Arbeit nicht nur großen Veränderungen und Konflikten gegenübersah, sondern auch neue Möglichkeiten umsetzte.
Der Film zeigt nicht nur einen Mann, der trotz interner Widersprüche der Kunstwelt beharrlich an die Kraft der Kunst glaubte, sondern auch das Umfeld, in dem Igor Zabel arbeitete und welches er mitbeeinflusste.
Der Dokumentarfilm erzählt von seinem Konzept über die Rolle des Kurators, seinen wichtigsten Ausstellungsprojekten und ihren Hintergründen, sowie seinem Einfluss auf die slowenische Kunstgeschichte. Seine literarischen Werke und Texte, mit denen er die über die Beziehung zwischen dem (ehemaligen) Osten und dem Westen reflektierte und die Manifestation in der Kunstwelt offenlegte, sind ebenfalls Teil des Films.
Regie: Damjan Kozole | Drehbuch: Urška Jurman | Kamera: Matjaž Mrak | Schnitt: Jurij Moškon | Produzent: Danijel Hočevar | Produktion und Distribution: Vertigo | Co-Produktion: RTV Slovenia, Igor Zabel Association for Culture and Theory | Unterstützt durch: Slovenian Film Centre
PUBLIKATIONEN DER IGOR ZABEL ASSOCIATION FOR CULTURE AND THEORY
MEHR PROJEKTE: CONTEMPORARY CULTURE
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